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Handel und Verkehr. Straßburg wurde ent Handels- und Waffen-platz. Panzer und Helme, Schwerter und Beile, Bogen und Schleudern wurden hier in großer Anzahl verfertigt. Die 8. Legion hatte in Straßburg ihr Standquartier. Ebenso alt ist Metz. eine schon zur Römerzeit blühende Stadt. Manche Spitze der Lorberge der Vogesen krönte eine römische Burg, auch die Höhe des Odilien-berges. Mancher lothringische Ort verrät uns schon durch den Namen seine römische Abstammung. Bei St. Avold liegt Spittel, nicht weit davon Machern. Es sind römische Bezeichnungen wie Pie und Moyenvie. Art Stelle der gallischen oder germanischen Götter wurden die römischen verehrt. Mancher Tempel entstand zu Ehren des Merkur, Apollo oder der Diana.
Tie unermeßlichen Wälder wurden gerodet, die Sümpfe ausgetrocknet, die Wildwasser des Rheines eingedämmt. An den Abhängen der Hügel, die vorher mit Tannen und Buchen bestanden waren, erglänzte am üppigen Weinstock die saftige Traube. Eine neue glückliche Zeit war mit der römischen Kultur eingezogen.
4. Die Schlacht bei Straßburg 357.
Drüben über dem Rheine saßen die Alemannen und lauerten aus eine günstige Gelegenheit, in das römische Elsaß einzubrechen. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts hatte der römische Feldherr Julian die Einfälle der germanischen Scharen abzuwehren. Er war etit umsichtiger Feldherr und tapferer Soldat. Das Christentum, tas in jener Zeit römische Staatsreligion geworden war, haßte und verachtete er. Er wurde wieder Heide und wird deshalb der Abtrünnige genannt. Als er in das Elsaß kam, fand er eine große Zahl von Städten und Dörfern verwüstet; ein Teil der Alemannen war auf der linken Seite des Rheines schon ansässig geworden. Diese wollte er über den Rhein zurückwerfen.
An der epitze der wilden, kriegerischen Scharen stand Ehnodomar. Er war ein stolzer, verwegener Heerführer; in seiner nervigen Rechten schwang er einen Speer von riesiger Länge; aus seinem Kopse erhob sich ein Wulst roter Haare, ^hm folgten fünf Könige, zehn Gaufürsten, eine lange Reibe von Edeln und 35 000 Krieger.
_ ~ ^sen stellte Julian bei Straßburg-Hausbergen seine Truppen tu Schlachtordnung gegenüber. Als auch Ehnodomar seine Krieger ausstellte, erhob sich unter dem'fußvolk der Alemannen ein unwilliges Geschrei. Einmütig erklang ihr Ruf, die Fürsten sollten von den Pferden steigen und in ihren Reihen kämpfen. Falle der Kampf unglücklich ans, so könnten sie nicht so leicht den gemeinen Mann verlassen und hätten feine Gelegenheit zur Flucht. Kaum hörte das Ehnodomar, so sprang er sofort vom Pferde. Chite Zögern folgten die anderen Fürsten seinem Beispiel.
15*
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Extrahierte Personennamen: Metz Apollo Julian Julian
§ 59 Schlesien (die Sudeten). 86
Kohlenlager besitzt zugleich große Schätze an Zink-, Blei- und
Eisenerzen; für Zink ist es das Hauptgebiet der Erde. Ein ganzes Nest
von Industriestädten (Eisenindustrie) zeugt wie im Ruhr- und Saarkohlengebiet
von lebhafter gewerblicher Tätigkeit (3 Städte von G, z. B. Königshütte). —
Ein anderer Jndustriebezirk zieht sich amfußeder Sudeten entlang: der
Flachsbau und die Wasserkraft der Gebirgsbäche führten früh zur Leinen-
Weberei. Zellenförmig ziehen sich die großen Weberdörfer an den Bächen hinauf
(Grund?); eins (Langenbielau) hat 20000 Eiuw. Aber der Verdienst ist meist
gering, die Not oft groß (vgl. Erzgebirge).
Städte im Gebiet des schleichen Flachlandes s. § 62e und f.
c) Die Sudeten.
§ 59 1. Die Sudeten bilden einen 300 km langen, 40 km breiten Wall, der ganz
dem Urgebirge angehört. — Zwei Hauptmassen: das Riesen- mit dem
Jsergebirge und die Glatzer Gebirge mit dem angeschlossenen Alt-
vatergebirge (Gesenke); zwischen ihnen das niedrige, kohlenreiche Waldenburger
Bergland; westlich vom Riesengebirge das ebenfalls niedrige Laufitzer Gebirge
(§57), beides wegsame Durchgangsgebiete nach Böhmen. 1866!
2. Das Niesengebirge ist das am schroffsten aufsteigende, steilwandigste
Gebirge Deutschlands. Nur halb so viel Raum einnehmend wie der Harz, erreicht es
fast dessen la/2 fache Höhe (Schneekoppe im Ostflügel des Gebirges 1600 m). Der
nur mit Flechten überzogene Kamm, der mit zahllosen Felstrllmmern bedeckt ist,
überragt den Waldgürtel um mehrere hundert Meter, und die vielgerühmte
Kammwanderung, die etwa 4 Stunden in Anspruch nimmt, bildet den lustigsten
und lohnendsten Spaziergang Deutschlands und hat selbst in den Alpen kein Seiten-
stück (weil dort nirgends ein Kamm so frei für sich liegt). Es ist ein Doppel-
kämm, s. Abb. 1 u. 2, §59. — Eine Wanderung bergauf führt nacheinander
durch die Gebiete der Laubhölzer, der Nadelhölzer, des Knieholzes (Baumgrenze
bei 1300 m), der aromatischen Bergkräuter, der Moose und der Flechten.
3. Über Einzelheiten zum Riesengebirge siehe den Text unter
dem umstehenden Bild.
4. Erinnerung an die Alpen. Infolge des raschen Aufstiegs zu be-
deutender Höhe erinnert manches an die Alpen: die steilen Felswände (besonders
an der Schneekoppe), die tief eingerissenen Schluchten („Schneegruben", s. den
Text unter dem Bild!), die scharfen Felsgrate, die gewaltigen Felstrümmer, die
stürmischen Bäche, die Wasserfälle und die Bergweiden (Matten) mit ihren Senn-
Hütten, hier Bauden = (Holz-)Bauten genannt. (So nennt man aber nicht bloß
die eigentlichen, nur im Sommer bewohnten Hirtenhütten, sondern auch die
tiefer gelegenen, ständig bewohnten Häuser I s. Bild 4, § 591, wie auch die
Hotels.)
§ 60 5. Witterungserscheinungen und ihre Folgen im Riesengebirge. Die Regen-
menge des Kammes ist ziemlich genau doppelt so groß wie die der schlesischen Ebene (140 gegen
68 cm). Infolgedessen ist das Riesengebirge außerordentlich reich bewässert. Von allen Ab-
hängen schweben die Rinnsale gleich silbernen Fäden herab. Häufig brechen aber auch Hochwasser-
katastrophen herein, von denen die des Jahres 1897 die schrecklichste war. Seitdem schuf man
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Abb. 7, §26. Berchtesgaden mit dem Watzmann.
<Verlag Würthle & Sohn Nachf., Salzburg.)
Berchtesgaden ist der Sammelpunkt der Reisenden, die den Königssee und seine Umgebung be-
suchen. — Blick nach Süden über den malerisch gelegenen Marktflecken auf den Watzmann
(2700 m); links von diesem (östlich) ist der Königssee zu denken.
schönen Gebirgskessel >f. Text und Abb. 7, g 26]. Ostlich von diesem Ort be-
findet sich ein Steinsalzbergwerk. Die hier gewonnene Salzsole wird durch Rohr-
Leitungen nach Berchtesgaden, Reichenhall (an der Saalach, einem Neben-
fluß der Salzach) und anderen Orten geführt und hier (in holzreicher Gegend!)
versotten. Noch reicher an Salzlagern ist das benachbarte österreichische Salz-
kammergut, eine ebenfalls reich mit schönen Bergseen geschmückte Alpenlandschaft.
c) Die übrigen Randgebirge der Süddeutschen Hochebene.
1. Den Schwäbisch - Fränkischen Jura siehe beim Schwäbischen § 27
Stufenland.
2. Der Böhmerwald (Grenzgebirge zwischen?) ist der Greis unter den deutschen
Gebirgen (die Alpen ein Jüngling). Er ist bereits bis auf den slachwelligen Sockel
abgetragen. Gewaltige Wälder (auch Urwälder), Sümpfe und Moore (uudurch-
lässiger Granitgrund!) geben ihm einen düsteren, geheimnisvollen Charakter.
Der Paß von Taus, die Verbiuduugsstraße zwischen Bayern und Böhmen,
teilt den Böhmerwald in einen schmalen nördlichen und einen breiten, vielkettigen
südlichen Flügel (Arber 1460 m). Durch eine Bruchlinie (darin der Regen) wird
vom Böhmerwald der freundliche Bayerwald abgetrennt. In der Bruchlinie
erhebt sich eine merkwürdige Quarzmauer, der Pfahl, 60 km lang und 40—50 m
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10. Kolonisierende und germanisierende Tätigkeit des bayerischen Stammes. 41
vor die Lösung seiner Kulturarbeit gestellt worden, schon im 8. Jahrhundert, als die Sachsen ihre heidnischen Götter noch gegen fränkisches Christentum verteidigten.
Diese Kulturarbeit des bayerischen Stammes erstreckte sich über ein weites, wechselreiches Gebiet: im Norden bis zu den dnnkelbewaldeten Granitmassen des Fichtelgebirges, im Osten zu den weichen Wassern des Plattensees, im Süden, vorbei an hochragenden Firnen und tiefgründigen Schluchten, einerseits zu den Steinwüsten des Karst, anderseits zu den Pforten des Landes, „wo die Zitrone blüht und das blaue Gewässer dämmert unter der Sonne Homers". Das Arbeitsfeld liegt vornehmlich in den heutigen dentsch-öster-reichischen Ostalpenländern tzder Inn erösterreich, in den Landen an der mittleren Donau oder Niederösterreich, in den Landen nördlich der oberen Donau entlang dem Böhmerwalde, ans dem sogenannten Nordgau. Das Ergebnis dieser mehrhnndertjährigeu Tätigkeit war die vorherrschende Geltung des Deutschtums in Steiermark, Kärnten und Kram, die ausschließliche Herrschaft des Deutschtums in Niederösterreich, in der heutigen Oberpfalz, in Teilen von Mittel- und Oberfranken und im Egerlande. Die bayerische Kolonisation griff aber auch über die politischen Grenzen deutscher Herrschaft hinaus und gewann ausgedehnte Gebiete im nordöstlichen Italien, im westlichen Ungarn, im südlichen Mähren, im südlichen und westlichen Böhmen.
* *
*
Die zukunftsreichsten Markenländer, Niederösterreich und Jnnerösterreich, sind dem bayerischen Staate verloren gegangen. Der Nordgau ist zum größeren Teile bei Bayern verblieben. Hier, auf dem Nordgau, begann die Kolonisation schon in der Zeit der letzten Agilolfinger: in der Gegend von Cham hatten die Mönche von St. Emmeram schon im 8. Jahrhundert großen Besitz, schon damals erstand hier die „cellaapud Chambe“ (Chammünster). Indes systematisch wurde die Kolonisation erst betrieben seit der markgräflichen Organisierung des Landes durch Karl den Großen.
Bei ihrer Einwanderung hatten die Bayern von dem nördlich der Donau gelegenen Lande nur ein südwestliches Stück in Besitz genommen. Noch bedeckte weitaus den größeren Teil des späteren Nordgaus Urwald, vom Bayerischen Wald im Südosten bis zur Pegnitz im Nordwesten, vom Fichtelgebirge im Norden bis tief herab ins Nabtal. Es genügt hinzuweisen aus die zahlreichen späteren Ortsnamen auf reut, fchwaud, brand, Han, gesell, loh, Wald, sowie auf die Ausdehnung, welche die Urkunden dem Nordwald geben, und auf die örtliche Lage einzelner Rodklöster.
Innerhalb dieses Waldlandes saßen zerstreut Slaven, sowohl Sorbenwenden, die von Norden und Westen her vordrangen, als ernch Tschechen, die Don Osten her einwanderten, ganz besonders in den Flußtälern der Eger, Wondreb und Nab.
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170
33. Der Trifels.
Wir haben jetzt den Kegel, ans welchem die H aupt bürg, der eigentliche Trifels, thront, erreicht; eine Talschlucht trennt ihn von den beiden andern Bergspitzen und alle drei ruhen auf der gewaltigen Masse des Sonnenberges oder des Haags, wie der dreifältige Berg auch genannt wird. Ein freier, geebneter Rasenplatz breitet sich hier in beschränkter Runde aus, der Ta uz platz. Über ihm steigt ein ungeheurer, überhängender Felsen empor, der sich düster über den Buchenwald neigt und uns jetzt die ganze Burg mit ihren Türmen oerdeckt. Schon dieser Anblick macht einen gewaltigen Eindruck und wir staunen über die große Vergangenheit, welche auf diesen Fels hinauf ihre Paläste gebaut.
Der Weg säugt au zu steigen und windet sich rund um deu Berg durch den tiessteu Schatten des Buchenwaldes. Endlich stehen wir oor Quader-maueru, zur Rechten ein hoher, massiver Brunnenturm, oon dem ein sühn gesprengter Bogen sich zu gegenüberstehenden Mauern wölbt. Unter diesem Bogen hindurch gelangen wir zur Burgtreppe, die uns zum Hauptturm und auf den Burghof führt, der die ganze obere Fläche des mächtig sich senkenden Felsens einnimmt. Dieser freie Platz scheint wie eine Scheibe in der Luft zu schweben, und wenn wir an den Rand hintreten, erfaßt uns Schänder und Schwindel. Wir blicken über die Felfenplatte hinunter, tief uuteu rauscht und flüstert es in den Wipfeln der hohen Bnchen und dort am südöstlichen Rande gegen die beiden Nebenbnrgen hin klafft ein fürchterlicher Riß.
Der Fernblick ist schön und weit. Die starre, abenteuerliche Felsenwelt der Pfälzischen Schweiz, dazwischen die Dörfer des Gossersweiler Tales, das Annweiler Tal, das sich vor unserem Ange ins Innere des alten Vogesns zieht, tief unten das Städtchen selbst, der Blick in die tiefe Waldespracht der inneren Haardt, ans welcher die grauen Mauern oon Ramberg, Scharfeneck und Meisterseele schauen, und dann über Anebos und Scharsenberg hinaus durch die Schluchten des Hohenbergs und Rotenbergs und die Öffnung des Queichtales einige herrliche Perspektiven auf die Ebeue — dies Rnndgemälde hat so wechselnde und mannigfaltige Reize, daß schon ihretwegen der Trifels sich den sehenswertesten Burgen anreiht.
Jedoch nun oolleuds die Treppe hinauf nach dem schönen Hauptturm, der heute noch eine Höhe von 50 Fuß erreicht und zum Schutze vor zerstörendem Wetter wieder überdacht ist. Die Festigkeit des Turmes, seine schönen Formen im romanischen Stil, die Durchführung der Altaufeuster und Pforten, des Sockels und der Gesimse, sowie die Gewölbe im Innern selber gebeu dem Turme Interesse für den Kunstfreund. Aus dem unteren Saale führen zwei verschiedene Treppen in die Burgkapelle hinauf, deren Kreuzgewölbe und Nischen zu den schönsten Überresten der romanischen Bankunst gehören. Hier wurden die Jusiguien des Reiches verwahrt, deren Besitz das Anrecht des ersten Thrones der Christenheit gewährte: Krone, Szepter, Reichsapfel, Mantel, Gürtel, golduer Rock, das dalmatische Kleid Karls des Großen, die mit Edelsteinen geschmückten
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— 6 —
beten Waffen, webten Leinwanb, brauten Met und Bier und suchten Hanbelsverbinbungen anzuknüpfen. An körperlicher Bilbung und geistiger Begabung waren sie den benachbarten Kulturvölkern ebenbürtig. Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr langes, rötlich blonbes Haar und ihre blauen Augen imponierten selbst den Römern. Daß sie eine ausgebilbete Götterlehre besaßen, ist schon erwähnt worben, boch sie bichetetn auch Gesänge zu Ehren ihrer Götter und gruben Schriftzeichen (Runen) in buchene Stäbe, welche sie hinstreuten, um den Willen der Götter zu erforschen. Aber ihr Leben war einfach, und rauh ihr Land. Walb und Sumpf nahm bamals den größten Teil Deutschlanbs ein, ba-zwischen lagen in den Thälern langgestreckte Dörfer, von Acferlanb und Viehtriften umgeben. Die roh hergerichteten Hütten, die aber boch bereits in einem weißen ober rötlichen Abputze prangten, stauben vereinzelt inmitten der Felber. Vor dem Hause biente eine verbeckte Grube als Vorratsraum und bei einem plötzlichen feinblichen Überfalle als Versteck. Ebenso einfach war die Kleibung, und zwar unterschieb sich die der Frauen wenig von der Tracht der Männer, nur daß jene mehr aus Leinwanb, diese mehr aus Pelzwerk bestanb. Stabte gab es im alten Germanien noch gar nicht. Mehrere Dörfer zusammen bil-beten einen Gau, bessen Grenzen gewöhnlich durch einen Flußlaus, den Abhang eines Gebirges ober eine anbere natürliche Beschränkung bestimmt würden. Die Gaubewohner waren nach Stäuben georbnet. Durch Grunbbesitz und Ansehen im Volke ausgezeichnet waren die Abalinge (Eblen). Einzelne von ihnen wohnten wohl schon in festen Burgen, und aus ihren Reihen wählte das Volk die Anführer im Kriege, die Herzöge. Auch das Stammesoberhaupt, der König, gehörte dem Abel an, und schon der Titel (Kuning = einem Geschlechte angehörig) beutet baraus hin, daß die Würbe in einer bestimmten Familie in der Regel erblich war, wenn auch immer eine Wahl durch die Volks-gemeinbe der Thronbesteigung voranging. Der König war der oberste Gerichtsherr, der Vorsitzenbe der Volksversammlung, und wenn er wollte, gewiß auch der oberste Kriegsherr, aber seine Gewalt erlitt eine Beschränkung durch das Ansehen der Priester und den Willen der Volksgemeinbe; im Kriege teilte er die Führung mit den vom Heere erwählten Herzögen ober überließ sie biesen ganz, wie es die Stammessitte mit sich brachte. Den Kern des Volkes machten die Freien aus, die grunbbesitzenben Gemeinbemitglieber, welche niemanbem zins- und bienstpflichtig waren. Daneben gab es wohl schon sehr früh zinspflichtige Grunbeigene (Hörige), kleine Bauern, welche einem Freien, einem Eblen ober dem Könige Abgaben entrichten mußten. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bilbete sich von selbst, sobalb größere Laub strecken durch
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24
B. Landschaftsgebiete.
§ 64—66
Mit zunehmenderhöheabnehmendetemperaturunddamit steigende
Niederschlagsmengen sind die Grundtatsachen, auf denen das Gebirgs-
klima beruht.
Mit der Höhe nehmen natürlich auch die als Schnee fallenden Niederschläge zu.
Es fallen z. B. im X Sachsens noch nicht tv der Niederschläge als Schnee, aber auf dem
Erzgebirgskamm ?. Vorherrschend sind nordwestliche Winde, die zufolge der starken
Steigung amauersberg und in deraltenberger E egend besonders reichliche Nieder-
schlüge spenden, so daß diese Landschaften sogar das Fichtelberggebiet übertreffen und
die höchsten Niederschlagsmengen Sachsens aufweisen (vgl. Tabelle S. 11).
Die Nebeltage mehren sich in den höheren Lagen. Die geringste Bewölkung zeigt
der September. Groß ist aus dem Ramtne auch die Zahl der Tage mit Rauhfrost,
deren es auf dem Fichtelberge durchschnittlich über 100 jährlich gibt. Ist auch das Bild
des Rauhfrostwaldes zauberhaft schön, so wird doch bei stärkerer Reifbildung den Bäumen
großer Schaden zugefügt.
11. Hochmoor bei Eottesgab. Dieses Moor, in dessen Hintergrunde sich der etwa 1100 m hohe
Spitzberg erhebt, ist ein in der Hauptsache aus Torfmoosen aufgebautes Moosmoor. Moorkiefern
und Zroergbirken, Heidelbeere und Heide. Riedgras und Moosbeere unterbrechen die einförmigen Moos-
Polster, aus denen häufig schwarze Wasserflächen hervorsehen. Die Fläche sämtlicher erzgebirgischen
Moore mag noch über 100 qkm betragen. „Die Torfmoore des Erzgebirges sind für Sachsen das, was
für die Schweiz die Gletscher sind."
65. Die auf den: Kamme lange anhaltende Schneedecke begünstigt den immer
mehr aufblühenden Wintersport in hohem Maße. Auersberg, Fichtelberg
und Altenberg sind Hauptpunkte für seine Ausübung geworden.
Während früher mit dem Scheiden des Sommers auch die Besucher des Gebirges
verschwanden, sind jetzt im Winter in den Zeiten günstiger Schneeverhältnisse die ge-
nannten Punkte oft stärker besucht als im Sommer.
66. Bewässerung. Das Erzgebirge ist gut bewässert, und die großen
Waldmengen auf seinem Kamme sind treffliche Aufspeicherer der reichlichen
Niederschläge jenes Gebiets. Die Haupteutwässerung geschieht nach N.
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26
B. Landschaftsgebiete.
§ 69—71
§ 70.
§ 71. Von den Mineral- und Heilquellen des Erzgebirges seien Wiesen-
bad bei Annaberg, Warmbad bei Wolkenstein, Berggießhübel und Gott-
leuba^ genannt.
So sind das Schwarzwasser- und Bockautall äusserst reizvoll. Häusig schmücken
Burgen die Talränder, wie im Zschopautal. Besonders tief eingesägt, stellenweise bis
300 in, hat die Sehma^ ihr Tal. Unweit der Schlösser Stein und Hartenstein befindet
sich im Muldental, inmitten schönen Buchenwaldes, die Prinzenhöhle^. Der Rabe-
nauer und Plauensche Grund sind landschaftlich hervorragend, galt letzterer doch,
bevor man die romantischen Gründe und Felsen der Sächsischen Schweiz kannte,
als Perle Sachsens. .Kipsdorf im Tale der oberen Roten Weißeritz ist durch seine
Lage inmitten ausgedehnter Waldungen zur vielbesuchten Sommerfrische geworden.
Und herrlich liegt im
engen Tale der Wil-
den Weißeritz Tha-
ran dt mit der Forst-
akademie. Hier ziehen
sich an den steilen
Talwandungen Herr-
liche Buchenwälder
(Heilige Hallen) hin,
an die sich der aus-
gedehnte Grillen-
burger Wald an-
schließt. Im Müglitz-
tat erhebt sich Schloß
Weesenstein (Bild
12), ins Flöhatal grüßt
Schloß Pnrschen-
stein, und tief unter
Schloß Scharfenste in
tost die Zschopau.
Sind auch die
Flüsse des Erzge-
birges nicht schiff-
bar,soliefernsiedoch
kostbare Wasser-
kräfte, die schon
frühzeitig für Wä-
scheu, Poch- und
Hammerwerke vom
Bergbau, später für
Mühlen und Fa-
briken ausgenutzt
wurdeu, heute viel-
fach die Antriebs-
kraft für elektrische
Maschinen abgeben.
12. Schloß Weesenstein. Im anmutigen Müglitztals, dessen Hänge
besonders zur Frühlings- und Herbstzeit mit ihrem Mischwald aus Eichen,
Buchen, Birken und Fichten ein farbenprächtiges Bild gewähren, erhebt sich
über dein gleichnamigen Dörfchen das malerische Schlos; Weesenstein.
Förmlich eingearbeitet ist es in die Felsen, die bis in die oberen Stockwerke
und selbst am Turme zum Teil die künstlichen Mauern ersetzen.
* Bockau bedeutet Buchenfluß. — " D. i. die Kalte.
3 Bekannt durch den sächsischen Prinzenraub, 1455. -
4 D. i. dichter Jagdwald.
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§ 72-75
2. Das Erzgebirge.
27
Pflanzenkleid. Dichter Urwald bedeckte einst das ganze Erzgebirge. Sind § 72.
nun auch diese alten Bestände überall längst verschwunden, so trägt doch das
obere Gebirge auch heute noch dichten, forstwirtschaftlich genutzten Wald.
Die zahlreichen Meiler, die Hammerwerke und Schmelzöfen lichteten im Mittelalter
die Waldbestände in erschreckender Weise, so daß man zeitig schon an den Schutz der Wal-
düngen denken mußte. War früher überall ein Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen
zu finden, so ist dies heute anders. Der Laubwald ist fast ganz auf die Täler beschränkt.
In ihm herrscht die Buche vor, die basaltischen Boden bevorzugt. Zur größten Aus-
dehnung ist der Fichtenwald gelangt, der den höchsten Ertrag bringt Tannen- und
Lärchenbestände finden sich nur noch vereinzelt. Die Zwergkiefern kommen auf dem
Moorboden, die Birken überall verstreut vor. Heidekraut, Farne, Moose und Flechten
sind Begleiter des Gebirgswaldes, der reich an Beeren und Pilzen ist.
Wild findet sich in den großen Wäldern des Erzgebirges noch zahlreich.
Bei Moldau liegt das königliche Jagdschloß Rehefeld.
Landwirtschaft und Viehzucht. Der Ackerbau zieht sich im Erzgebirge bis § 73.
auf den ftamm hinauf, bei Oberwiesental bis in eine Höhe von mehr als 1000 m.
Der Gneis begünstigt durch seine leichte Verwitterungsfähigkeit die Bildung der
Ackerkrume am meisten. Da das östliche Erzgebirge vorwiegend Eneisgebiet ist, so finden
sich hier die ausgedehntesten Felder. Ungünstiger ist das Glimmerschiefer- und Granit-
gebiet der Mitte und im W. Hier treffen wir daher vorwiegend Waldungen.
Auf vielen Feldern besitzt der Ackerboden noch nicht die Stärke von 15 cm
und ist häufig sehr mit Steinen gemischt. Kartoffeln, Roggen und Hafer
sind die drei Hauptprodukte des erzgebirgischen Ackerbaues.
Man pflegt im Erzgebirge bei der Bestellung der Acker mit den Feldfrüchten zu
wechseln und nach einer Reihe von Jahren das Feld als Weideland brachliegen zu lassen.
Zahlreich sind die Futterwiesen, die sich namentlich in den höheren
Lagen finden und bei reicher Bewässerung saftigen Graswuchs geben. In der
Viehzucht steht die Rindviehzucht obenan, aber weit der des Vogtlandes nach.
Obstbäume treten um so mehr zurück, je höher man ins Gebirge hinauf- § 74.
kommt, da oben das Reifen ausgeschlossen ist. Der im Liede des Erzgebirglers
eine große Rolle spielende Vogelbeerbaum ist dort der Baum am Hause,
der Baum der Landstraßen.
Bergbau. Einst stand der Bergbau des Erzgebirges in hoher Blüte. § 75.
Bereits im 12. Jahrhundert begann in der Freiberger Gegend der Abbau
der reichen Silbererze. Überall wurden neue Gruben erschlossen, das Erz
ward der Lebensquell, der nach und nach zahlreiche neue Gründungen her-
vorrief, wie die alten Bergstädte Annaberg2, Schwarzenberg, Schneeberg,
Altenberg, Marienberg, Johanngeorgenstadt^, Oberwiesental, Jöhstadt und
auf böhmischer Seite Gottesgab und Ioachimstal. Der Silberbergbau
prägte der Gegend sein Bild auf, doch war auch die Blei-, Kupfer- und Eisen-
gewinnung bedeutend.
Neben den Huthäusern türmten sich hohe Schutthalden auf. Gräben führten den
Pochwerken und Wäschen das Betriebswasser zu. Eisenhammerwerke und Hochöfen
besorgten die Weiterverarbeitung der Erze.
1 Der Abschlag des Fichtenwaldes geschieht durchschnittlich nach 80 Jahren, worauf
die Wiederaufforstung erfolgt.
2 Gegründet Ende des 15. Jahrhunderts am Fuße des Schreckenberges.
^ Aus Böhmen vertriebene protestantische Bergleute gründeten die Stadt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
16
B. Landschaftsgebiete.
§ 39—41
§ 39.
§ 40.
§ 41.
Die Wasserkräfte der vogtländischen Flüsse werden in hohem
Maße der Industrie dienstbar gemacht. Die ehemaligen Floß graben haben
heute keine Bedeutung mehr. An einigen Stellen, z. B. bei Falkenstein,
hat man Talsperren errichtet, um eine für die Industrie sehr wichtige
gleichmäßige Wasserführung der Flüsse zu erzielen und die Hochwasser-
gefahr zu beseitigen. Die Stadt Plauen hat für ihre Wasserversorgung
im Syratal eine Sperre gebaut.
Pflanzenkleid,
Landwirtschaftund
Viehzucht. Charak-
teristisch für das
Vogtland ist der
Wechsel zwischen
Wald, Feld und
Wiese. Große,aus-
gedehnte Wälder
finden sich im 8 und
Xv, während im
mittleren Vogtland
zusammenhängende
Waldgebiete fehlen,
und Wiesen und
Felder an ihre
Stelle treten.
Der Hauptbaum
des Waldes ist hier die
Fichte. Am waldreich-
steu ist die Amtshaupt-
mauuschaft Auerbach,
in der sich der ausge-
dehnte Schönecker
Wald, ein Quellgebiet
zahlreicher Flüsse, be-
findet. Die Wälder
bedecken etwa die
Hälfte des Vogtlandes.
Inmitten dieses Herr-
Hhiprr Trnthnphiptpc; s. Triebtal, in der Nähe der Einmündung in die Elster. Da die Elster
. a . Tf, in tiefeingeschnittenem Tale fließt, so haben auch die Nebenflüsse ihr Bett
Iiegendleheniiarren eingesägt. Diese schmalen Täler mit den steilen Ufern, den großen
Reiboldsgrün.alberts- Steinblöcken im Fluhbett, den dadurch bedingten Schnellen und kleinen
bera und Carolaarün. Wasserfällen zeigen, was die Erosion selbst in hartem Gestein vermag,
lassen aber auch erkennen, daß hier noch kein fertiges Gebilde vorliegt.
Der Haupt-
ackerboden des Vogtlandes ist verwitterter Tonschiefer, der freilich nur
mittelmäßige Fruchtbarkeit besitzt. Es werden Roggen, Kartoffeln,
Hafer und Gerste angebaut. Die gute Bewässerung läßt zahlreiche saftige
Wiesen gedeihen, die ein Drittel des Bodens bedecken, und auf denen eine
lebhafte Rindviehzucht blüht. Die Viehmärkte von Plauen sind sehr
bedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]